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Tipsiles liwracha
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Am Fuße des Berges

 

Wir sitzen und trinken

An einem kleinen Tisch

Hier draußen vor dem

Mexikanischem Restaurant

Wir sitzen und trinken

In der Augsburger Altstadt

Im Süden Deutschlands

Wir sitzen und trinken

Am Fuße des Judenberges

 

Die junge Kellnerin

Versteht kein Spanisch

Sie ist keine Mexikanerin

Sondern eine blondierte Deutsche

Auch der Kaffee in unseren Tassen

Schmeckt nicht nach Kaffee

Eher ein wenig nach Essig

Vielleicht ist das die Schwarze Milch

Von der Celan einst sprach

Wir sitzen hier und trinken

 

Im Haus uns gegenüber

Sind große Schaufenster

Sie zeigen italienische Mode

Für andere, neue Herren

Es gibt einige Sonderangebote

Hier am Fuße des Judenbergs

Der Imbiss weiter oben am Berg

Bietet „Schwarma“ für drei Euro

Nun nach türkischen Rezept

Und unter dem Namen „Döner“

 

Wir sitzen und trinken

Und wir wundern uns

Wo die anderen Juden sind?

Vielleicht im Innern des Berges

Verborgen und vergraben

In der Vergangenheit

Sitzen sie und trinken

Und sie unterhalten sich

Über das Tagesgeschehen

Und sie lachen und tanzen

Mit echten Mexikanern

Im Innern des Berges

Und sie trinken echten Kaffee

Der nach Kaffee schmeckt

 

(Übersetzt ins Deutsche nach dem hebräischen Original - bemargalot hahar - , Sommer 2002)

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Niemandsland

 

Ich fliege übers Niemandsland

Mit einer entschlossenen rechten Hand

Und dem Gemüt eines jungen Preisboxers

Umklammere einen Joystick

Wie den Griff eines Bierkruges

Mit einem lapidaren Knopfdruck

Könnte ich Hagel und Blitze entladen

Wie ein Jahrhundertgewitter

Im Senkflug einer Schwalbe

Schon im Bruchteil einer Sekunde

Könnte die Erde unter mir

In lodernden Flammen stehen

Und in den Schlagzeilen

Doch unsere heutige Mission

Dient nur der Aufklärung

Ich murmle kodierte Kürzel

In die Ohren des Zentralkommandos

Die in weit entfernten Bunker lauschen

Wie misstrauische Nachbarn an Wänden

Nein, keine Besonderheiten zu sehen

Keine feindlichen Stellungen

Nur ein paar Eselskarren

Ein paar Bauerndörfer

Kinder auf einem Hügel

Hände zeigen zum Himmel

Ein Schäfer mit seiner Herde

Wie einst der junge David

Wie so oft auch heute Routine

Nicht so wie vor drei Tagen

Wir kehren zurück

Aus dem Niemandsland

Trinken im Hangar ein Bier

Mit unseren Mechanikern

Spielen Karten und hören Radio

Turnusgemäß schreibe ich den Bericht

Über den Erkundungsflug

Gebe ihn beim Kommandanten ab

Ich gehe mit Freunden essen

Abends döse ich im Bett

Der Nachrichtensprecher sagt

Im Norden keine Zwischenfälle

Ich schlafe ein und träume

König David hämmert auf seiner Harfe

Wie ein Held rast er auf seiner Bahn“

Hör ich den Rotschopf singen

„Von einem Ende des Himmels

Bis zu seinem anderen

Nichts im gesamten Umkreis

Bleibt seinem Zorn verborgen“*

Feuerbälle regnen vom Himmel

Ein lauter Knall erschreckt mich

Verbrennt Bäume und Schafe

Ich wache auf und sehe um mich

Schweißgebadet taste ich nach dem Licht

Ein Buch war aus dem Regal gefallen

 

(* Psalm 19.6-7)

(Hebräisches Original „admat hefker“ - 1994 / Übersetzung: 2003)

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